„Erwarte nicht zu viel“, hatte sie gesagt, die niedliche Emirates Stewardess aus Schwerin mit Wohnsitz in Dubai. Sie saß mir gegenüber, bei Start und Landung auf meinem finalen Heimflug Hamburg-Dubai. Wir unterhielten uns sehr nett über Reise- und Lebenserfahrungen, andere Länder und Kulturen, das Fliegen, Dubai (ich versuchte mir mein Mitleid über ihre Dubaier Wohnsitzentscheidung nicht anmerken zu lassen – siehe hierzu auch meinen Dubai-Beitrag), und darüber was es heißt im Nach Wende Mecklenburg Vorpommern aufgewachsen zu sein. Ich erklärte ihr, dass ich das erste Mal 10 Monate lang nicht in Deutschland gewesen bin und jetzt alles anders sei. Sie meinte das finde sie gut, jedoch würden viele Menschen, die nie so eine Reise unternommen haben, so gut wie überhaupt keine Vorstellung davon haben was das bedeutet und deshalb Freunde und Familie nach den ersten Fragen und Fotosessions recht schnell das Interesse an Reiseabenteuern und Erkenntnissen verlieren. Deshalb empfiehl sie mir nicht zu viel zu erwarten und somit möglichen Enttäuschungen vorzubeugen. Im Großen und Ganzen sollte sie recht behalten.
Ich melde mich hier aus Woche zwei nach Wiedereintritt in den deutschen Orbit und muss sagen die Anpassung ging überraschend schnell und überraschend gründlich. Doch der Reihe nach.
Der Emirates Flug von Dubai nach Hamburg war wie immer top und nach nur 2einhalb Kinofilmen setzten wir auch schon zur Landung in Fuhlsbüttel an. Die Hinweise der niedlichen Stewardess noch im Ohr begab ich mich auf den Weg zum Gepäckband. Die Hinweisschilder und Beschriftungen waren alle in deutsch . Fand ich nett, wäre aber gar nicht nötig gewesen – auf englisch hätte ich sie schließlich auch verstanden. Deutsche Denkweise begrüßte mich dann schon bei den Koffertrollies, da war ich noch nicht einmal durch die Passkontrolle. Um einen Trolliy zu benutzen musste man nämlcih 50 Eurocent als Pfand in den dafür vorgesehenen Schlitz stecken. Diese hat der durchschnittliche Nichteuropäer natürlich nicht zwangsläufig dabei. Ich übrigens interessanterweise schon, denn ich hatte selbiges 50Cent Stück seit 10 Monaten mit mir rumgetragen, wohlwissend dass ich es irgendwann schon noch gebrauchen kann. Das kam mir übrigens sehr gelegen, denn ich hatte mich spätestens in Bangkok von meinem „Travel Light“- Konzept verabschiedet und ich schleppte seitdem einen Anzug+Mantel, sowie einen mittelgroßen Rollkoffer mit Souvenirs mit mir herum, zusätzlich zu meinem 90 Liter Backpack und dem Daypack. Bei der Zollkontrolle entschied ich mich für das grüne Tor und trotzte den suchenden und erfahrenden Augen der Zöllner (und Zöllnerinnen) mit meinem Unschuldslammblick, der zugleich ein gehöriges Maß Selbstvertrauen und unbekümmerte Fröhlichkeit ausstrahlte. Anscheinend hat er funktioniert, ich wurde nicht zur Nachkontrolle gebeten, obwohl Zweifel an der Echtheit der einen oder anderen von mir in Thailand erworbenen „Markenware“ auf Grund des lachhaft günstigen Preises durchaus angebracht waren. („Wie, ne Fälschung Herr Zollmeister? Also das hätte ich nun wirklich nicht vermutet! Ich dachte eigentlich 7€ wären ein normaler Preis für Adidas Sneakers in Thailand wegen dem geringeren Lebensstandard und so ne….“)
Eltern und Bruder nach so langer Zeit wieder zu begrüßen ist sehr schön und zugleich surreal –„Ihr jetzt hier das aber nen cooler Zufall, na das freut mich aber, achso das war ja abgemacht und so ne.“
Auf dem Weg nach Neubrandenburg stoppen wir noch bei meiner Oma zum Grillen. Gutes deutsches Grillfleisch und Bier läuten eine Reihe von „Ersten Mal(s) seit 10 Monaten…“ ein, die noch ein paar Tage anhalten sollte und mich immer wieder überraschte an was man sich alles gewöhnen kann und mit wie wenig man sich zufrieden geben kann. Um nur einige „Erste Mals“ wiederzugeben:
- Grillfleisch auf dem Holzkohlegrill – Australien bezeichnet sich zwar als die Grill (BBQ) Nation schlechthin, aber das Fleisch auf ihren Gasgrillgeräten da warm machen ist doch aromamäßig sinnbefreit, da kann ich es gleich in die Pfanne hauen
- Echtes Bier – das in Australien ist zu 95% nen Witz, es sei denn man trinkt es bei 4°C und hatte schon vier. Das Asiatische Bier war übrigens überraschend gut, hier positiv hervorzuheben sind Leo Bier (Thailand), Beer Lao (Laos), sowie Angkor Beer (Kambodscha) – letzteres jedoch weniger wegen des eher durchschnittlichen Geschmacks sondern vielmehr wegen des genialen Slogans: „Angkor- My country, my Beer)
- Eine kalte Dusche nehmen mit Wasserdruck der diesen Namen auch verdient. Ich als bekennender Wechselduscher vermisste so richtig kaltes Wasser ab und zu ja schon. Das gab es in meinen Reiseländern auf Grund klimatischer Gegebenheiten einfach nicht. Wenn sich der Boden auf Grund der Sonneneinstrahlung in Australien aufheizt, heizen sich eben auch die Wasserleitungen auf und wenn man den kalten Hahn aufdreht kommts eben lauwarm raus. Ist natürlich nicht der Weltuntergang, aber ein Beispiel für Dinge die man so als gegeben hinnimmt. (In Dubai hieß lauwarm übrigens 40°C – „Kalt“ Duschen war da dann auch nicht das Abkühlungsmittel der Wahl; in Südostasien hatte ich in vielen Hotels/Guesthouses z.T. auch das umgekehrte Problem: es gab auf Grund mangelnder Infrarstruktur kein warmes Wasser. Aber ein Reisender gewöhnt sich an alles, und das war den Euro den man gegenüber de besseren Guesthouse gespart hat auf jeden Fall wert.
- Einen Föhn – Luxusartikel. Haare trocknen auch so. Gehört nicht in ein Backpack – nicht einmal bei Frauen
- Haargel/wachs – spätestens in Asien von mir nicht mehr benutzt.
- Die elektrische Zahnbürste – Hach wie habe ich dich vermisst, Wunderwerk der Zahnputztechnik.
- Ein Bad nehmen – Hatte ich besser in Erinnerung. Ist wahrscheinlich sone Herbst/Winter Geschichte.